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Die Homepage wurde von der Interessengemeinschaft "Chronik Raschau" erstellt und ist keine offizielle Seite der Gemeindeverwaltung.

 

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"Schreiberhof", vom Schulstraße 5 OL 160

(zum Teil in Original Schreibweise)

1661 Michel Weigel, 3 alte Schock
1667 Michel Weigel, 3 alte Schock

1672 Michel Weigel, 3 alte Schock
1683 Salomon Neubert, 3 alte Schock 1698 Salomon Neubert, 3 alte Schock

1705 Salomon Neubert, 3 alte Schock, vorhin Michael Weigel
1711 Salomon Neubert an Hans Christian Neubert

1725 Andreas Teubner verkauft Haus an Christian Meinhold (*1690 -+1.7.1742),(zwischen Christoph Oeser und Johann Georg Oeser)
1744 Sophie verw. Meinhold verkauft Haus an die Schwester Christiane Sophie Meinholdin (1725 von Andreas Teubner gekauft)
1764 Christian Friedrich Meinhold (*1717 - +30.10.1765)

1785 Christian Friedrich Meinholds Erben verkaufen Haus an den Sohn und Bruder Christian Friedrich Meinhold für 400 Thaler (zwischen Christian Gotthold Schubert und Carl Friedrich Hermanns Gartenhäuschen)

1791 Neubau

1806 Christian Friedrich Meinhold
1816 Hier wohnte der Schulmeister Imanuel Ficker (*1750 - +9.10.1828) mit Clara Sophie Ficker lebenslang

1816 Hermann Christian Friedrich Meinholds Erben verkaufen ein Wohnhaus an Heinrich Ernst Kircheisen von Crandorf für 1450 Thaler. Zu den Erben gehört auch Henriette Wilhelmine verehelichte Hammerherrin Nitzsche.
1840 Christian Ernst Kircheisen Wohnhaus mit eingebautem Handelsgewölbe, Nebengebäude, Stallungen.
1856 Christian Ernst Kircheisen
1864 Richard Schreiber (*15.1.1835 - +28.10.1913), Kaufmann, richtete hier eine Stuckfabrik ein. Produktion: Plastische Zimmerdekoration, auch für den Export.

1892 Das in Schreibers Besitz bekommene Hintergebäude (OL 159) wurde neu erbaut.
1899/1900 Übersetzung des Fabrikgebäudes.
1901 Schreiber & Co. Stuckfabrik, Papierstuckfabrikgebäude, 16,1 x 17,3 m = 181,9 qm, erbaut 1791 (Erdgeschoß) sonst 1863, Wert 10570 Mark Keller, 10,2 qm Freitreppe, 1884, 200 Mark, Vergrößerungsanbau, 75,9 qm, 1884 erbaut mit altem Keller Dachgeschoss, 1894 erbaut, Wert 5150 Mark Gartenluftgebäude, 13,6 qm, 1863, 380 Mark (Laube)

1901 Holzschuppen, 52 qm, 1884 erbaut, 880 Mark Preßgebäude für Papierstuck, 16,2 x 7,7 m = 115,0 qm, Erdgeschoss 1886 Ober- und Dachgeschoss 1895, Wert 6420 Mark Verlängerung mit Trockenraum für nicht leicht brennbare Gegenstände, erbaut Erdgeschoss 1888, Ober- und Dachgeschoss 1895, Wert 4980 Mark. Schornstein, 20 Meter hoch, erbaut 1888; 1898 um 5,5 m erhöht, 790 Mark Kistenschuppen mit Vergrößerung, 76,2 und 35,7 qm. Gipspapierstuckgebäude, 150 qm, 1890 erbaut, 4370 Mark.
1914 William Philipp Schreiber (*18. 5.1863 - +17. 3.1948) übernimmt die Leitung der Fabrik. Er ist Kaufmann, 1919 2. Gemeindeältester.

 

1930 Rückschläge in der Produktion durch den Weltkrieg, 1923 durch die Inflation. Infolge der Wirtschaftskrise geriet der Betrieb in Zahlungsschwierigkeiten. William Schreiber mußte die Fabrik aufgeben. Die Gemeinnützige Baugenossenschaft, deren Mitbegründer William Schreiber war, übernimmt das Gebäude. Acht Wohnungen werden eingebaut.

1990 Das Haus steht leer. Teilweise wurden neue Fenster eingesetzt. Auf der hinteren Seite führt noch die Außentreppe in die obere Etage. Das Ende des Hauses ist gekommen.

1998 Es wird abgerissen.

 

"Schreiberhof", hinters Haus Schulstraße 6 OL 159

(zum Teil in Original Schreibweise)

1661 Daniel Schubert, 6 alte Schock (+26. 6.1663)
1667 Daniel Neubert, Landfuhrmann (*1631 - +1.12.1692), 6 alte Schock
1672 Daniel Neubert, 6 ßo
1683 Daniel Neubert, 6 ßo
1688 Daniel Neubert hauß stehet uff Christian Weigels Erbgut und uff seinen gartten. Jährlich biß 3 Bürden heu machen

1690 Daniel Neubert verkauft das Gartenhaus an Christoph Öser (zwischen Christian Weigels und Hans Lemmels Gütern)

1705 Christoph Öser (*1657 - +1740), Eisengießer, 6 ßo

1729 Christoph Öser verkauft Gartenhaus an Johann Christian Schubert (*1698 - +14.4.1762) (zwischen Johann Georg Ficker und Christian Tipmar)

1759 Johann Christian Schuberts Erben (er war Gerichtsbeisitzer) an Christian Gottfieb Schubert (zwischen Christian Friedrich Ficker und Johann Heinrich Tipmars Erben)

1764 Christian Gottlob Schubert (*15.7.1736 - +31. 7.1807). Er war Handelsmann und Vitriolwerkbesitzer.
1806 Christian Gottlob Schubert
1817 Christian Gottlob Schuberts Erben
1828 Friedrich August Vertrautgott Schubert verkauft das Haus für 200 Thaler an Karl Heinrich Viertel, Handelsmann, Bergarbeiter, Gerichtsschöppe

1840 Gartenhaus mit eingebautem Kuhstall, Schuppen, Kellerhaus, zwei Gärten.
1864 Karl Heinrich Viertel
1873 Auguste Susanne Haustein
1902 Abriss und Neubau Richard Schreiber (13.1.1835 - +28.10.1913), Fabrikant, Handelsmann, Haus wurde als Fabrikgebäude erbaut zur Herstellung von plastischen Dekorationen.

1914 William Schreiber (*18.5.1863-+17. 3.1948)
1930 Durch die Wirtschaftskrise mußte der Inhaber die Stuckfabrik auflösen. Die Gemeinnützige Baugenossenschaft kaufte das Haus. William Schreiber und andere hiesige Unternehmer sowie die SPD waren die Initiatoren für die Schaffung der Baugenossenschaft, um den Arbeitern Wohnraum zu schaffen.
Das Haus wurde in ein Wohnhaus umgestaltet.
Hier wohnten u. a. Paul Bach (Bach Katz), Willy Seidel, Herbert Ihle (Schneider) Manfred Richter (Huber).

In den 90er Jahren verließen die Mieter nach und nach das Haus. Es wurde leergezogen.

1998 Abriss des Hauses. Dazu auch das Vordere Gebäude des Schreiberhofs.

 

Richard Schreiber & Co., Stuckfabrik

(zum Teil in Original Schreibweise)

Standort der Fabrik

Die Fabrik produzierte im Raschauer Oberdorf rechtsseitig der Mittweida, ca. 200 Meter vom Ortsausgang nach Mittweida (jetzt Markersbach) entfernt.
Zum Betrieb gehörten die Grundstücke an der Schulstraße, Haus 5 und 6; zuvor OL 160 und 159. Das benachbarte Wohngebäude hatte Richard Schreiber 1890 hinzugekauft. Es blieb jedoch Wohnhaus. OL 159 wurde 1902 Fabrikgebäude.

Alle drei Grundstücke lassen sich lückenlos nachweisen bis ins Jahr 1661. Zu dieser Zeit gehörte das Gartenhaus (OL 161) dem Besitzer des Halbgutes an der Mieper Ortsgrenze, dem Landwirt Caspar Dötterwies (+11.10.1687). Dieses Gut besaß 1531 (älteste Nachricht) Michel Totterwies. Besitzer des Mundhauses (OL 159) war 1661 Dand Schubert. Welcher Art seine Erwerbstätigkeit war, ist nicht bekannt. 1902 erfolgte jedoch ein moderner Neubau des Hauses durch Richard Schreiber.

Das Haus OL 160 (später als 'vorderer Schreiberhof’ bekannt) besaß um 1800 Christian Friedrich Meinhold (*1764 - +23.4.1808). Er hatte das Gebäude 1791 errichten lassen. Das Haus nahm 181,9 qm ein. Der Keller hatte eine Größe von 10,2 qm. Das Haus hatte nur eine Etage. Meinhold war ein Spitzenhändler. Das Klöppeln hatte sich in Raschau im 18. Jahrhundert zusehends entwickelt. 1808 übernahm Christian Ernst Kircheisen (*28. 9.1784 - 5.5.1863) das Anwesen. Er war aus Crandorf gekommen und ein Handelsmann. Das Haus besaß ein Handelsgewerbe. Daneben befand sich auch ein "Gartenlustgebäude", Größe 13,6 qm. Das Haus OL 160 erwarb 1864 Richard Schreiber (*16.1.1835 - +28.10.1913).

 

Gründung der Stuckfabrik, 1883

Richard Schreiber war 1864 von seinem Heimatort Eibenstock nach Raschau gekommen. Von seiner Tätigkeit in den ersten Jahren seines neuen Aufenthaltes wurde keine Nachricht hinterlassen. Eine Mitteilung aus den Raschauer Gemeindeakten besagt, dass er 1883 eine Fabrik eröffnet habe. Hier wurden plastische Zimmerdekorationen hergestellt. Bedenklich scheint aus heutiger Sicht, daß die Mieter in den Wohnhäusern sich solche Stuckdekorationen finanziell kaum leisten konnten. Doch die Firma schien sich recht ordentlich entwickelt zu haben.

1885 wurden etwa 30 Arbeiter beschäftigt, darunter 14 Auswärtige, die in an Raschau grenzenden Orten lebten. Um sie zu unterstützen, hatte Richard Schreiber ein Abkommen abgeschlossen mit der Krankenkasse und dem hiesigen Arzt Dr. Bernhard Küchler. Dabei ging es um die finanzielle Unterstützung kranker Arbeiter. Die Raschauer erhielten pro Kopf 2 Mark pro Jahr, die Auswärtigen 3,50 Mark.

Folgende Langenberger Arbeiter waren 1885 in der Firma beschäftigt: Ernst Graupner, Emil Ostrowsky, Max Weißflog, Louis Päßler, Ernst Weißflog, Hermann Richter, Bruno Geßner, Paul Goldhahn, Albert Ostrowsky, Ernst Richter, Fr. Geßner;

von Grünstädtel Alfred Meichsner;
von Wildenau Hermann Schieck.

Die Namen der Raschauer Arbeiter wurden nicht aufgeschrieben. Alle waren sie "Kassenmitglied".

 

Erweiterung der Fabrik

Das Fabrikgebäude (OL 160) wurde 1884 erweitert. Es erfolgte eine Vergrößerung durch einen Anbau (75,9 qm). Weitere Ausbauten kamen hinzu.

1886 entstand ein Preßgebäude für Papierstuck, Größe 113 qm.
1888 wurde ein 20 Meter hoher Schornstein erbaut, dazu ein Einfeuerungsraum von 6,3 qm. Die Esse wurde zehn Jahre später um 5,5 m erhöht. So hatte das oberste Dorf ein weithin sichtbares Wahrzeichen kapitalistischer Produktion bekommen.
1890 entstand ein Gipspapierstuckgebäude mit 150 qm.

1894 erhielt das Gebäude ein Ober- und ein Dachgeschoß. Zusätzlich wurde eine Freitreppe errichtet, die ins erste Stockwerk führte.
Hinzugekommen war 1890 das Gebäude, OL 161, das von der Familie Neidhardt abgekauft wurde. Es blieb Wohnhaus. Auch die Schreibers wohnten nun hier.

1902 erwarb Richard Schreiber das Haus OL 159, den "hinteren Schreiberhof". Das Haus wurde neu erbaut. Hier wurden nun ebenfalls Stuck hergestellt.
1902 waren in der Firma 44 Arbeiter beschäftigt.

 

Über William Schreiber, Fabrikbesitzer

William Schreiber (*18. 5.1863 - +17. 3.1948) war der einzige Sohn. Er besuchte die Schule in Raschau und wurde Kaufmann. Er heiratete am 27.4.1897 die Sidonie Klara Pabst (* in Zwickau 5.6.1867) eine Tochter des Kaufmanns Hugo Papst, Zwickau.
Um 1900, als Vater Richard 65 Jahre alt und die Mutter Laura Thusnelda längst verstorben war, übernahm William Schreiber das Unternehmen.

1904 wird er erstmals als Chef genannt. Ihn interessierten auch die Belange der Gemeinde Raschau und die seiner Arbeiter.

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Foto von den Gründungsmitglieder der FFW Raschau im Jahr 1885, Richard Schreiber ganz links

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FFW 1888, Richard Schreiber ganz links

1905 wurde er im Ort in den Feuerlösch-, den Forst- und den Armenausschuß berufen. In diesen Gremien kümmerten sich gewählte Gemeindeabgeordnete und sachkundige Mitarbeiter um die notwendigen Entwicklungen.
1909 ist er 2. Gemeindeältester und im Verfassungs-, Bau-, Armen- und Gasausschuß. Das Gaswerk im Raschauer Unterdorf war 1904 errichtet worden. Das war ein gewaltiger Fortschritt für die Bevölkerung, wenn man bei hereinbrechender Nacht die Wohnung beleuchten konnte.

1912 wird er in einem Einwohnerverzeichnis angeführt und als Fabrikbesitzer bezeichnet, während sein Vater Richard nur noch als Rentner" genannt wird.

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Die Belegschaft im Jahr 1912 (rechts der Unternehmer Richard Schreiber)

1913 fanden die letzten Wahlen vor dem großen Krieg statt. William Schreiber wurde in den Gemeinderat gewählt. Schon im ersten Kriegsjahr nahm der Hunger unter der Bevölkerung zu. Ein Lebensmittelausschuß wurde gebildet. William Schreiber wirkte darin aktiv mit.

Auch nach Kriegsende wirkte er noch für kurze Zeit im Gemeinderat. So arbeitete er im Fürsorgeausschuss zusammen mit Unternehmern (Hermann Freitag, Max Groß) und Sozialdemokraten (Paul Müller, Emil Neubert) zur Linderung der Not.
Noch am 14. 2.1919 wurde er in den Armen-, Feuerlösch-, Gas-, Gesundheits- und in den Wohnungsausschuß berufen. 1920 war er Gemeindeältester in der Volksvertretung.
Infolge der politischen Veränderungen schied er am 8.4.1920, 57 Jahre alt, aus der Gemeindevertretung aus.

Sein größtes Verdienst um den Ort bestand sicherlich darin, dass er 1911 aktiv dazu beigetragen hatte, die Gemeinnützige Baugenossenschaft zu gründen. Zu den Gründern gehörten die Unternehmer Max Heßler, Karl Schubert, Guido Merkel und William Schreiber sowie Sozialdemokraten und Arbeiter, wie Emil Kräher, Paul Müller, Emil Neubert, Oskar Funk, Albin Vieweg, Max Schäller sowie Albin Korb, Tischler; Karl Neubert, Landwirt und Ortsrichter; Emil Schmiedel, Gastwirt.

In den Jahren vor dem Weltkrieg nahm die neue Siedlung schnell Gestalt an. Vielen Arbeiterfamilien war durch die Beschaffung einer Wohnung sehr geholfen,
darunter auch denen der Stuckfabrik Richard Schreiber.

 

Von den Arbeitern der Stuckfabrik

Über die Belegschaft ist fast nichts bekannt. Die Schreibers hatten eine "Arbeitsordnung" ausgearbeitet, die leider nicht mehr vorhanden ist. Lediglich ein zweiter Nachtrag derselben liegt noch vor. Dieser wurde 1912 eingeführt, nachdem sie von der Belegschaft gutgeheißen worden war.

William Schreiber hatte 1912 28 Arbeiter oder (wie die Unternehmer sagen) Arbeitnehmer. In diesem Nachtrag ist die Arbeitszeit festgehalten:
Die erwachsenen Arbeiter begannen von Montag bis Sonnabend im Sommer früh um 6 Uhr und endeten 18 Uhr, im Winter von 7 Uhr bis 19 Uhr.

Tagsüber waren 2 Stunde Pause vorgesehen.Die wöchentliche Arbeitszeit betrug demnach 60 Stunden.
Die Arbeiterinnen hatten einen Vorteil: Die Arbeitszeit sonnabends und vor Feiertagen endete um 15.30 Uhr.
Diese Arbeitszeitregelung war auch in anderen Betrieben des Ortes üblich (Graupner, Korkfabrik Wm Merkel).

Heute bewundert man die Arbeiter, wie sie es fertigbrachten, an Wochenenden auch noch in Vereinen tätig zu sein, u. a. im Sport, im Gesangverein.

 

Das traurige Ende der Firma

Die Firmen in Raschau, das betraf Unternehmer und Arbeiter, erlitten nicht wiedergutzumachende Rückschläge und Verluste durch Ereignisse, die die Herrschenden zu verantworten hatten. Zu diesen Ereignissen gehörten der 1. Weltkrieg, die Inflation 1923 und die Weltwirtschaftskrise um 1930.
Während die Firma die ersten beiden Rückschläge noch einigermaßen überstanden hatte, brachte die Wirtschaftskrise 1930 das Aus für die Stuckfabrik.

Die Hauptursache dafür war, dass William Schreiber für seine Stuckfabrikate keine Abnehmer mehr fand. So musste er, um die Produktion aufrechtzuerhalten und auch die Löhne auszahlen zu können, Kredite aufnehmen. So hatte er 1930 an einen Grünstädtler Unternehmer 430 Mark zu zahlen, die teils noch von 1923er Inflation herrührten. Da er den Betrag nicht bereitstellen konnte, wurden dem Gläubiger 21 Gegenstände aus der Fabrik zur Sicherheit übereignet, darunter Werkzeuge, Motorenöl, Hobelbänke, ein Motor und sämtliche Spielwarengipsformen.

Am 21. 6.1930 teilte Schreiber den Gläubigern mit, dass die Firma am 28. 6.1930 alle Zahlungen einstellen musste. Es gab keine Auftragseingänge mehr. Der Absatz im Inland stockte vollständig. Hoffnung brachte nur noch das Ausland, besonders England. Drei Gläubiger hatten Pfändungen eingeleitet. Das Amtsgericht Schwarzenberg prüfte die Vermögenslage der Firma.
Die Gläubiger forderten 18.938,02 RM. Am 26.6.1930 fand eine Gläubigerversammlung statt. Festgestellt wurde ein Schuldenbetrag von 47.230,52 RM. Ein Moratorium (Zahlungsaufschub) wurde vorgeschlagen bis 30.6.1931. Dazu wurde ein "Überwachungsausschußss" eingesetzt.
Am 17.7.1930 wird festgestellt, dass das Moratorium gescheitert ist. Schreiber ist pleite.
9000 RM werden an die Gläubiger verteilt. Die Stuckfabrikation ist beendet. Alle Gebäude werden verkauft. Käufer ist die Gemeinnützige Baugenossenschaft.

In OL 159 und OL 160 werden Wohnungen eingebaut.
In einer Einwohnerliste von 1930 steht: William Schreiber, Fabrikarbeiter. So erging es in Deutschland seinerzeit vielen "ehrlichen" Unternehmern, die auf Kosten der Arbeiter reich werden wollten.

 

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Der Hinterhof um 1950

Einst wohnten hier:

Familie Hahn, Paul Bach (Bach Katz), Familie Paul Müller, Familie Paul Nestler, Familie Alfred Steiniger, Familie Nachtigall, Familie Max Schieck, Familie Lein, Familie Funk, Familie Willy Seidel, Herbert Ihle (Schneider), Manfred Richter (Huber), Familie Kurt Scheller, Familie Eduard Langmeier, Familie Kurt Richter, Familie Kaulfuß, Familie May Beyer.

Die meisten von ihnen waren Waldarbeiter, Maurer, oder später auch Produktionsarbeiter in der Korkfabrik bzw. im Emallierwerk. Die Frauen waren hauptsächlich mit Hausarbeit wie nähen und klöppeln beschäftigt. Oft traf man sich in der Gemeinschaft auf dem Hof zu Festen oder in den kalten Monaten auch zum Hutzen in den Wohnungen.

Selbst eine kleine Kapelle wurde gegründet.

 

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Die Nachwuchsgruppe der Schreiberhofkapelle v.l.:

Esther Püschmann, Reiner Schieck, Hanna Schmidt

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Die Schreiberhofkapelle.

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v.l.n.r.:

Alma Fröhlich, unbekannt, Renate Golle (stehend), Elsa Püschmann, Johanne Schieck,

Paula Richter, Ursel Nestler, Elsa Scheller, unbekannt, Friedel Langmeier

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v.l.n.r.: Max Beyer, Elsa Beyer, Max Schieck, Heinz Nestler

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Später wohnten hier auch:

Familie Heinz Schönfelder, Familie Detlef Schäpel, Familie Jens Schmidt, Familie Heinz Nestler, Christa Meyer, und Peter Belau.

1990 wurde das Haus leer gezogen. Im Jahr 1998 erfolgte der Abriss.

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Hier war ein großer freier Platz entstanden, der zunächst als Abstellplatz für ein Autohaus genutzt wurde

In den Jahren 2009/2010 entstanden an dieser Stelle zwei Eigenheime.